GASTBEITRAG
FORTSETZUNG - TEIL 2
4. Mittwoch,
der 15.09. - Profitis Ilias und abendlicher Besuch
Heute hat Katerina ihren Enkelsohn nicht zu versorgen, weil ihre Tochter nicht arbeiten
muss, also fahren wir nach dem Frühstück zum Profitis Ilias, meinem erklärten Lieblingsberg auf der
Insel, wo, wie Katerina mir erzählt hat, endlich, endlich mit der Renovierung der verfallenen
Hotels, nach den Wahrzeichen der Insel Elafos und Elafina (Hirsch und Hirschkuh)
benannt, begonnen wurde. Heute sehe ich nur das untere der beiden Hotels, da Katerina in der
Café-Bar einen Cousin sehen möchte -
ein anderes Mal werde ich mir das andere ansehen und auch auf den Berg hinauf gehen.
Die Hotels sind im Schwarzwaldstil gebaut und wunderschön. Als ich sehe, dass tatsächlich hier gearbeitet
wird, freue ich mich sehr darüber, dass diese wirklich schönen Gebäude endlich wieder benutzt
werden.
Wir sitzen viel, trinken Kaffee, reden viel und so vergeht der Tag ,bis es wieder Zeit zum Abendessen und weiterreden ist. Heute Abend ist in Fanes, dem nächsten Ort nach Kalavarda Richtung Flughafen, ein Fest für die Dorfbewohner und Katerina und ich gehen hin. Ich sitze am Tisch mit Katerina und einer sehr fröhlichen und sehr alten griechischen Witwe. Wir verstehen zwar unsere gegenseitigen Sprachen nicht und sie scheint mich zunächst für eine Italienerin zu halten, da sie mich auf italienisch anspricht, merkt aber schnell, dass das nicht funktioniert. So verständigen wir uns mit Händen und Füßen, haben einen Riesenspaß, als Katerina für ihren kleinen Enkelsohn einen riesigen Heliumballon in Form eines Pferdes kauft und dieser sie ständig angreift und denken uns aus, dass er vermutlich gleich mitsamt Katerina und ihrem Stuhl abheben wird. Die Frau ist sehr fröhlich und an diesem Abend geht es noch ziemlich albern zu, bis es dann Zeit ist, nach Hause zu fahren und sich zu verabschieden.
5. Donnerstag,
der 16.09. - Monte Smith und ein Spaziergang
Mit Schrecken stelle ich beim Frühstück fest, dass ich in einer Woche schon wieder im Flugzeug
nach Deutschland sitzen werde und dabei gibt es noch so viel wiederzuentdecken.
Also nehme ich mir für heute den Monte Smith und die Akropolis von Rhodos vor.
Natürlich gäbe es auch noch das berühmte Lindos mit seiner Akropolis zu
sehen, für Neueinsteiger sicherlich auch sehenswert, aber da ich dort schon
war, ziehe ich den Monte Smith bei weitem vor. Er ist viel weniger überlaufen
und ich bin einfach nur gerne dort. Das Autofahren ist hier bei weitem gemächlicher als in
Deutschland. Keine Schilderwälder, kaum Drängler und überhaupt viel weniger
Verkehr. Und dann bin ich angekommen – über der Arena und dem (größtenteils nicht
originalem, sondern restauriertem) Theater thront die Akropolis.
Auch hier natürlich wieder einige wenige Touristen, die sich, wie meistens,
daneben benehmen. Anstatt die Absperrung und die Warnhinweise zu beachten,
turnen sie zwischen den alten Säulen herum und machen ihre Fotos. Schade, daß die rhodische Polizei nicht hier ist – aber auch wenn sie
hier wäre ist fraglich, ob sie etwas unternehmen würde, da diese Insel nun
einmal, vor allem nach der Euroumstellung, vom Tourismus lebt und die Hand, die einen füttert,
beißt man nun einmal nicht.
Ich warte also einfach, bis die wenigen Menschen wieder gegangen sind (nein,
erstaunlicherweise haben sie nicht die Säulen der Akropolis umgeworfen, nur ihren Müll,
den haben sie dekorativ in der Landschaft deponiert) und genieße den Anblick,
den Ausblick und den Spaziergang um die Akropolis herum.
Danach habe ich für heute genug und fahre zurück nach Hause um den Rest des Tages lesend auf
der Terrasse der Pension Crito zu verbringen.
Was das Lesen angeht, so sollte man sich übrigens den Lesestoff möglichst aus dem Heimatland
mitbringen. Mir selbst sind am vorletzten Tag die Bücher ausgegangen und daher durfte ich einmal
wieder die Bekanntschaft mit den Inselpreisen für deutsche (auch englische) Bücher
machen. Für ein Taschenbuch, das mich hier vielleicht fünf bis sechs Euro kosten würde,
habe ich auf Rhodos über zwölf Euro bezahlt.
In der Pension angekommen will ich dann doch nicht so lange herumsitzen und mache einen
Spaziergang über die Hügel hinter der Pension. Von hier aus kann man wunderbar
wandern, wenn man Lust hat sogar bis nach Kamiros, der alten Ausgrabungsstätte,
die ein Museum ist. Allerdings kenne ich diese schon zu gut, daher wandere ich nur durch die Hügel und genieße den Ausblick.
Und der Tag klingt wieder aus mit Katerina, dem herrlichen Wein der Insel und dem einzigartig guten Essen. Das Beste am Abendessen ist übrigens immer wieder der Teller mit griechischem Salat, frische Tomaten und Gurken aus Katerinas Feldern, ein wenig Feta und vor allem das Olivenöl aus eigener Produktion; ich sitze Abend für Abend stundenlang mit meinem Brot vor den Salatresten und tunke das gute Öl auf – das Beste, was man zu dem Wein und bei dem Wetter hier essen kann.
6. Freitag, der
17.09. - das Hotel und der Profitis Ilias
Gleich beim Aufstehen weiß ich: heute will ich endlich auf den Profitis Ilias.
Erst zu dem oberen der beiden Hotels, Elafos und Elafina, und dann hinauf auf den Berg.
Nach dem Frühstück fahre ich sofort los und komme nach einigen Serpentinen auch an der Auffahrt zum Hotel
an. Jetzt noch eine Flasche Wasser in den Rucksack und zu Fuß weiter – und da ist das wunderschöne
Haus, genau so, wie ich es in Erinnerung habe – leider, denn es ist verfallen und zerstört.
Aber Katerina hat mir ja gesagt, dass die Kommune nach der Renovierung des unteren auch dieses
Hotel wieder instandsetzen will – zwar wird es dann hier wohl nicht mehr so idyllisch
sein, aber ich habe die Hoffnung, dass es hierhin nur Touristen verschlagen
wird, die auch an der Ruhe, die es an diesem Ort noch gibt, interessiert sind.
Hinter der Kapelle, die zum Hotel gehört und ebenfalls im Schwarzwaldstil erbaut
wurde, führt der Weg auf den Berg hinauf. Das heißt, Weg kann man es eigentlich nicht
nennen, es ist eher ein Ziegenpfad, teilweise von großen, umgestürzten Bäumen
gekreuzt, die man überklettern muss und teilweise nicht einmal als Weg zu
erkennen. Hier ist festes Schuhwerk angesagt, vor allem, weil es kurz vor dem Gipfel gar keinen Weg mehr
gibt. Trotzdem, der Aufstieg lohnt sich und ist auch für
ungeübtere Wanderer durchaus machbar. Da ich weiß, dass man später, beim
Abstieg, den richtigen Weg nicht mehr unbedingt so leicht wiederfindet, betätige ich mich als Pfadfinder und lege an
kritischen Stellen Zweige oder Äste in Pfeilform als Wegweiser für den Rückweg
aus, immer hoffend, dass gerade keine Ziege vorbeikommt, die darauf tritt.
Ziemlich verschwitzt – wie immer bin ich natürlich, wie es sich für jeden dummen Touristen gehört, mal wieder in der Mittagshitze unterwegs – habe ich endlich den Gipfel erreicht. Wie gesagt, es lohnt sich. Die Ausblicke über die Insel und das Meer sind wunderschön und vor allem die Stille und Ruhe hier oben lässt mich lange Zeit auf einem Stein sitzen, mein Wasser trinken und einfach nur das Land, das Meer, den Berg und die Insel einatmen. Für mich ist dieser Ort einer der schönsten auf Rhodos, fernab von allen Touristenhochburgen, Lärm und Remmidemmi.
Nachdem ich eine lange Zeit hier oben verbracht und neue Energien sowie mindestens einen Liter Wasser getankt habe, begebe ich mich auf den Rückweg .Die ausgelegten Wegweiser erweisen sich als sehr nützlich, denn die Ziegenpfade sind aus dieser Perspektive stellenweise tatsächlich nicht mehr als Wege erkennbar. Glücklicherweise liegen sie auch noch alle da, so dass ich mühelos wieder zum Auto gelange und entspannt den Rückweg antreten kann.