GASTBEITRAG
Fortsetzung:
Reisetagebuch "Unterwegs auf Rhodos"
- September 2002
7. Tag: Samstag, 14. Sept. 2002
2. Ausflug (Auto): Kolymbia - Petaloudes (Schmetterlingstal) - Kastello Kritinia (oder Kastello Kamiros) - Canyon - Kastello Monolithos -
Akr. Fourni - Tsambika Beach - Kyra Panagia Tsambika - (? km, 9 Std.)
Unser zweiter Ausflugstag beginnt noch bei Sonnenschein wieder um halb neun. Diesmal nehmen wir den kürzesten Weg über Afandou und Psinthos zum "Butterfly Valley" (so stehts auf den zahlreichen Schildern).
Wir fahren hinunter zum Haupteingang ("Talstation", Eintritt: € 3). Das Schmetterlingstal (Petaloudes) ist im Prinzip eine Klamm. Ein ansteigendes schattiges dicht bewachsenes Bachbett mit einem sehr schön natürlich gestalteten Fußweg. Man wandert über Holzbrücken und Steige entlang von kleinen Wasserfällen und "Seen" hinauf in Richtung des Klosters Panagia Kalopetra (ca. 1,2 km). Und - kaum zu glauben - es gibt noch Schmetterlinge, trotz der Besuchermassen.
Na ja, eigentlich müsste das Tal "Mottental" heißen, Panaxia Quadripunctaria ist ja bekanntlich eine Mottenart. Aber wer würde dann hin fahren?
Jetzt vor 9 Uhr ist noch nichts los. Gemütlich spazieren wir hinauf, Sebastian ist begeistert! Nach ca. 400 m über- oder unterquert man die Straße (Eingang "Mittelstation"). Weiter oben wird die Waldlandschaft noch romantischer. Die letzten 300m kann man sich (wenn man will) sparen, das Kloster gibt erstens nicht viel her und liegt zweitens direkt an der Straße (Eingang "Bergstation"). In der Talstation und in der Mittelstation gibt es ausreichend Gelegenheit sich über die Eigenheiten der Schmetterlinge zu informieren und um sich mit Souvenir-Ramsch einzudecken.
Sebastian ist gut drauf, er hirscht ohne zu murren bis zum Kloster hinauf. Die letzten 300 m müssen wir ihm sogar nachlaufen. Oben angekommen beginnt es wieder mal zu regnen. Wieder unten am Parkplatz (es ist 10.30h und langsam füllt es sich) steigen wir in den Punto und fahren über Theologos und Kalavarda zu unserem nächsten Ziel: Eine Ritterburg!
Zwischen Kamiros und Kamiros Skala liegt die Straße direkt am Meer, gut ausgebaut und schön zu fahren. Was uns auffällt sind die vielen Gewächshäuser und die fruchtbare Landschaft. Gleich nach Kamiros Skala, einem sehr unromantischen kleinen Hafen, befindet sich die Abzweigung zum Kastello Kritina (oder Kastello Kamiros).
Ca. 1 km Asphaltstraße führt rauf zur Burgruine. Dann der erste unplanmäßige Stopp: Eine Frau springt vor das Auto und hält uns einen mehrsprachigen Zettel unter die Nase. Auf diesem steht sinngemäß geschrieben, dass sie die Ruine sauber hält und dafür hier etwas verkauft. Schöne Weintrauben oder eine Flasche Hauswein. Na, wenn das so ist, nehmen wir halt die leckeren Trauben (€ 2). Kurz vor dem Ziel das gleiche Spiel: Eine weitere geschäftstüchtige Dame ist schon viel länger als die andere hier (sie ist auch viel älter), auch sie putzt die alten Gemäuer und die Trauben kosten bei ihr nur € 1. Außerdem steht sie im Internet, wie sie uns glaubhaft versichert. Jetzt auf jeden Fall :-) Auf die andere Frau weiter unten ist sie gar nicht gut zu sprechen, wir waren selbst schuld als wir den Wucherpreis bezahlt haben ... das ist eben Griechenland, wo sonst kann man so etwas erleben?
Endlich dürfen wir zur gut geputzten Johanniterfestung (auch als "Kastellos" bekannt) aus dem 14. Jh., welche sehr schön auf einem Felsen thront (Eintritt: € 3 wie wir eben erfahren haben, man kann's auch billiger haben, wenn man ordentlich Gas gibt, aber wer das tut, hat nichts kapiert!).
Die Ruine ist gut erhalten, wir klettern auf den höchsten Punkt, dann muss Sebastian mal kurz austreten. Natürlich nicht hier oben, daher folgt der rasche Abstieg ...
Als nächstes passieren wir das weiße Dorf Kritina, es liegt oberhalb des Meeres mit schönem Blick auf die vorgelagerte Inselgruppe
Alimia. Die weitere Strecke in Richtung Sianna führt durch schöne Wälder, ein kurzer Zwischenstopp wird beim Canyon gemacht. Klettern ist angesagt, weit kommen wir aber in der bizarren Landschaft nicht, riesige Felsbrocken versperren uns den Weg. Über das Straßendorf Sianna fahren wir weiter in den Süden nach Monolithos.
Eine knapp 2 km lange Asphaltstraße führt vom Dorf hinunter zum Parkplatz gleich unter dem "Meteora von Rhodos", was ich jedoch für etwas übertrieben halte. Vom Parkplatz ist man in wenigen Schritten am Felsen und sieht die spärlichen Überreste der Festung Monolithos (14. Jh.), eine kleine weiße Kapelle steht darauf. 235 m fällt der Felsen von hier oben steil ins Meer, das ist wirklich beeindruckend. Leider beginnt es wieder zu regnen, diesmal stark und wir flüchten ins Innere des Kirchleins.
Die Straße führt in Serpentinen weiter (ca. 4 km) hinab zur Fourni-Bucht. Diese Bucht ist wirklich einsam, naturbelassen (d.h. viel Seegras) und liegt wunderschön. Der Regen lässt nun nach und wir können die begehbare weit ins Meer reichende Sandsteinklippe bis zum verfallenen Leuchtturm erklettern. Eigentlich wollten wir ja runter zu den im 7. Jh. den Christen als Versteck dienenden drei Höhlen, es ist jedoch glitschig und der Abstieg ist nichts für Kinder. Sebastian ist sehr enttäuscht!
In Apolakkia biegen wir ins Inselinnere ab und fahren über Vati zurück an die Ostküste. Von nun an ist selbst für Besichtigungen das Wetter zu schlecht, es blitzt und donnert und sintflutartige Regengüsse gehen nieder. Zum Vati schauen wir kurz rein "Hallo" sagen, der hat wohl den kleinsten und engsten Dorfplatz Griechenlands!
In Gennadi wieder am Meer angekommen biegen wir nach Norden ab. Vorbei an Kiotari und Glystra Bay (scheint ein sehr schöner Strand zu sein, soweit man im Regen sehen kann) lassen wir Lindos rechts liegen und fahren nach einer kurzen Rast über Archangelos direkt zur Tsambika Beach.
Der Strand selbst ist zwar wunderschön, scheint aber doch sehr überlaufen zu sein. Außerdem wirken die völlig stillosen provisorischen Tavernen und Hütterl im Hintergrund nicht sehr einladend.
Das letzte Rennen für heute: Die weithin sichtbare bewohnte Klosterkirche Moni Tsambika
(Panajia Tsambikas tis Psilis), am Gipfel eines imposanten Berges. Die Betonstraße hinauf bis zur Ausflugstaverne ist sehr steil und sehr eng. Vom kleinen Felsparkplatz muss man noch rund 300 wunderbar beschriftete Stufen (Aufstieg großteils schattig - heute halten die Bäume eher den Regen ab) bis zum Kloster zu Fuß bewältigen. Sebastian hat auch damit keine Probleme (!). Oben pfeift uns heute der Wind um die Ohren und es regnet. Wir können daher die grandiose Aussicht nicht richtig genießen und beschließen ein anderes mal wiederzukommen.
8. Tag: Sonntag, 15. Sept. 2002
Das Wetter ist auch heute sehr durchwachsen, aber wenigstens regnet es nicht. Die tägliche "Entdeckungsreise" (Morgenspaziergang) mit Sebastian vor dem Frühstück führt uns heute am Kap Vagia entlang, eine beliebte und sehr schöne Joggerstrecke mit herrlichem Blick auf Meer und Küste.
Fischerboote liegen vor dem Kap und in der Ferne am Horizont ziehen große Schiffe lautlos im Morgenrot vorbei. Einfach herrlich!
Wir erholen uns heute zur Abwechslung mal am Pool und verbringen den Sonntag unter einer Palme.
9. Tag: Montag, 16. Sept. 2002
Nachdem die es die ganze Nacht stürmisch war und am Morgen bedeckt und sehr windig, beschließen wir beim Frühstück mit dem Linienbus nach Rhodos-Stadt zu fahren.
3. Ausflug (öff. Bus): Rhodos Stadt - Altstadt - Großmeister (Ritter) Palast - Ritter Straße - Mandraki Hafen - 3 Windmühlen - Ag. Nikolaos Kastell - Sokratous Straße - Uhrturm - Nea Agora (neuer Markt) - (52 km, 6,5 Std.)
Leider sind wir nicht die einzigen mit dieser Idee. Der Bus ist völlig überfüllt, die Fahrt dauert aber nur 35 min. (€ 2,2). Wir kommen beim Busterminal an und wandern gleich rauf zum Amboise Tor, wohl dem schönsten der zahlreichen Eingänge in die Altstadt. Die Altstadt ist komplett von einer gewaltigen 4 km langen Stadtmauer umgeben, bis zu 20 m dick (hab ich mit dem Geometer-Schrittmaß nachgemessen!). Rundherum befindet sich ein 9-15 m breiter Graben, die Mauern steigen fast 20 m hoch auf. Die gesamte Altstadt gleicht daher von außen einer riesigen Burg. Sebastian ist begeistert, wo man nur hinsieht - alles ist eine Burg, hinter jeder Zinne vermutet er einen Ritter.
Ein kleiner Ausflug in die Geschichte (Quelle: Reise Know How und Velbinger):
Die Johanniter (heute: Malteser-Orden) haben sich 1306 auf Rhodos niedergelassen und die Festungen ordentlich ausgebaut. 200 Jahre war Rhodos uneinnehmbar. Die Osmanen (Vorfahren der Türken) breiteten den Islam dann immer weiter aus. 1480 scheiterten sie noch beim Angriff auf Rhodos. 1522 rückten rund 100.000 Mann auf über 400 Kriegsschiffen an. Es kam zur großen Schlacht. 5.600 gut organisierte Ritter verteidigten sechs Monate lang erfolgreich die Burg, bis die Munition ausging. Die Stadt wurde aufgegeben, 4.200 Ritter bekamen freies Geleit nach Malta. Die Hälfte der Osmanen fanden bei den Angriffen den Tod. Damit war die Wende vollzogen, die Osmanen herrschten bis ins 19. Jh. (die nächsten 400 Jahre) über die Ägäis.
Zurück zur Gegenwart: Wir gehen zunächst beim Großmeisterpalast vorbei, am Montag öffnet er erst um 12 Uhr. Kurze Aufregung: Sebastian huscht gleich hinter das Tor, ein Wärter/Wächter macht das Tor zu und Anita kann den strengen Herren erst durch Schreie
("It´s my child! It´s my child!") dazu bewegen, Sebastian wieder herauszulassen.
Die Ritterstraße führt vom Palast hinunter zum Museumsplatz. Jetzt in der Früh kann man die schönen Häuser der Johanniter (Herbergen der jeweiligen "Zungen" des Ritterordens) noch ohne Menschenmassen betrachten, in dieser Straße gibt es keine Geschäfte oder Lokale (!). Am Museumsplatz beginnt das dichte Treiben, wofür die Altstadt von Rhodos so berühmt ist.
Nach einem Blick durch das Hospitaltor auf den Limenas-Hafen (Handelshafen), wo die Kreuzfahrtsschiffe und Fähren anlegen, verlassen wir durch das Eleftherias-Tor kurzfristig die Altstadt.
Unser Ziel ist der Mandraki-Hafen. Vorbei an schönen Jachten und etlichen großen Segelschiffen gehen wir zu den drei restaurierten Windmühlen und dem Agios Nikolaos Kastell, an der Hafeneinfahrt gelegen. Endlich dürfen wir eine "Burg" betreten. Leider gibt´s nicht viel zu sehen, man kann wegen Restaurierungsarbeiten auch nicht ganz hinauf, um eine bessere Aussicht auf die Stadt zu haben. Wir werfen noch einen Blick auf die Hafeneinfahrt, mit den zwei Säulen an beiden Seiten auf denen ein Hirsch und eine Hirschkuh stehen, dem Wahrzeichen der Insel (Elafos kai Elafina).
An dieser Stelle soll der Koloss von Rhodos gestanden sein, sehr wahrscheinlich ist das aber nicht. Sicher ist nur, dass dieses Weltwunder der Antike ca. 300 v. Chr. erbaut wurde, über 30 m hoch und aus Bronze war. Ein Erdbeben 227 v. Chr. hat den Koloss (stellte angeblich Gott Helios dar) zerstört, die Bronzeteile blieben lange liegen und wurden dann irgendwann abtransportiert. So entstand ein Mythos. Angeblich gibt es schon konkrete Pläne die Statue wieder aufzubauen. Ich halte das für eine gute Idee, nur müsste man halt etwas eigenes, etwas neues schaffen. Originalgetreu geht ja nicht, man weiß nicht wie der Koloss von Rhodos wirklich ausgesehen hat.
Nach einer Stärkung am Hafen schlendern wir zurück in die Altstadt. Diesmal gehen wir nach einem Bummel durch das stimmungsvolle Gassengewirr (Sebastian bekommt eine echte Ritteraxt) die Sokratou-Straße rauf bis zur Süleyman-Moschee. Gleich dahinter befindet sich der Uhrturm von 1851, den Sebastian und ich natürlich zwecks der Aussicht besteigen müssen (Eintritt: € 3,5 inkl. Getränk). Anita wartet lieber unten, für die hohen Sachen ist sie nicht so. Der Ausblick ist wirklich toll, man kann ihn aber im Gedränge des engen Turmes nicht wirklich genießen.
Nun können wir endlich in den Großmeisterpalast (Palace of the Knights). Der Eintritt ist mit € 6 etwas heftig. Dafür gibt es aber viel zu sehen, eine Ausstellung zur mittelalterlichen Stadt, viele wunderschöne Fußbodenmosaike aus Kos etc. Der Palast wurde von den Italienern (die Griechen haben den Italienern wirklich viel zu verdanken) in der Ära Mussolini für den Duce (40er Jahre) als Sommersitz neu erbaut und entspricht nicht mehr dem "Original". Aber: der Palast ist trotzdem sehr beeindruckend, obwohl wir nun wissen, dass hier keine Ritter aus- und eingegangen sind ... irgendwie schaut er genauso aus wie sich kleine Kinder eine Burg vorstellen, mit den vielen Pechnasen und Zinnen.
Zum Abschluss unserer ersten Rhodos-Stadt-Besichtigung schauen wir uns noch den Neuen Markt (Nea Agora) an. Er liegt gleich neben dem Busterminal und direkt am Mandraki-Hafen. In diesem siebeneckigen Bau mit großem Innenhof sieht man auch viele Rhodier, sie nutzen die Gelegenheit im Schatten in einer der zahlreichen Tavernen auf den Bus zu warten - wir schließen uns gleich an.
Ich erkundige mich bei der Information noch nach unserer Busnummer um 15 Uhr nach Kolymbia zurück. Es ist aber dann doch nicht die Nr. 11, sondern die Nummer 12. Auch bei der Rückfahrt ist der altersschwache Bus völlig überfüllt. Der "Schaffner" ist total nett, er überlässt Anita mit Sebastian sogar seinen Sitzplatz. Der schläft erschöpft aber glücklich mit der Axt in der Hand ein ...
Am Abend plötzlich der heißersehnte Wetterumschwung: Der starke Wind ist ab 18 Uhr plötzlich aus, wie abgedreht. Die Wolken, die uns schon die ganze erste Urlaubswoche nervten sind weg. Nach dem Abendessen gehen wir noch spazieren an den Hauptstrand bei der
Limanaki-Taverne. Überrascht sehen wir, was das Meer in der letzten Sturmnacht angerichtet hat: Im Bereich des neuen TUI-Hotels ist der halbe Strand samt Liegen und Schirmen verwüstet. Der Wellengang ist auch jetzt noch enorm.
10. Tag: Dienstag, 17. Sept. 2002
Herrliches Wetter! Endlich! Keine Wolke am Himmel und windstill! So gehört sich das! Wir entschließen uns die neue "Strandmuschel" auszupacken (das ist ein Zelt) und zur kleinen Bucht, ich nenne sie mal Vagia-Bucht, hinunterzugehen.
Den Vormittag verbringen wir am Meer, leider ist es von den Unwettern noch sehr trüb. Wir machen einen kleinen Spaziergang hinauf auf das Kap, heute scheinen die Berge zum Greifen nahe.
Jetzt muss ich mal kurz das Thema "Müll" ansprechen, es geht nicht anders. Es ist beim besten Willen nicht zu übersehen, dass die gesamte Insel entlang der Straßen und teilweise leider auch die Strände von Plastikflaschen, Papierln, etc. etc. übersäht ist. Die Verschmutzung ist z.B. weit ärger als auf Korfu, wo wir im Vorjahr drei Wochen waren. Selbst als Griechenlandfan dauert es einige Tage, bis man sich an diesen Anblick gewöhnt hat. Schuld sind natürlich zu einem gehörigen Maß die Touristen, aber auch die Griechen sollten hier wirklich schön langsam anfangen umzudenken. Schließlich wird die Sache von Jahr zu Jahr schlimmer. Es gibt zwar jetzt schon überall an den Stränden Mülltonnen - aber das war es dann schon. Ich denke da sofort an Puerto Princesa, Palawan - Philippinen. Auf den Philippinen ist der Umweltgedanke bei Gott nicht sehr ausgeprägt. Puerto Princesa jedoch ist als "greenest and cleanest city of the Philippines" landesweit bekannt. Die Leute dort sind sehr stolz darauf und die kleine Stadt ist wirklich sauber. Wäre doch eine Anregung, oder? Ein sauberes Feriengebiet in Griechenland wäre wohl DIE Sensation ...
Am frühen Nachmittag gehen wir in die vielgerühmte Limanaki-Taverne essen. Leider kann ich das gute Essen nicht bestätigen, das Lokal fällt eher durch übertriebene Preise auf. Von der Lage und vom Flair jedoch ist diese Taverne jedoch unschlagbar in Kolymbia, und das zahlt man halt mit.
Den Nachmittag verbringen wir am schönen Pool, Sebi entwickelt sich immer mehr zur Wasserratte.
11. Tag: Mittwoch, 18. Sept. 2002
Heute ist zwar auch keine Wolke zu sehen, dafür weht kräftiger kühle Wind. Wir entschließen uns daher ausnahmsweise am Pool zu bleiben.
12. Tag: Donnerstag, 19. Sept. 2002
Keine Wolke weit und breit, Sonnenschein und relativ starker Wind. Das bedeutet: Vagia-Bucht.
Den Tag verbringen wir mit Schnorcheln (das geht hier recht gut), schwimmen, lesen und spielen. Dazwischen gibt´s Donats und Wassermelonen. Sebastian freundet sich mit einem Pärchen aus Wien an, er zeigt ihnen seine neue Schatzkarte. Diese Karte wird uns bei unserem nächsten Ausflug in den Inselsüden noch ganz nützlich sein.
Zur Info: Meerestemperatur 26-27 Grad, Luft 30 Grad.
13. Tag: Freitag, 20. Sept. 2002
Auch heute sind wir den ganzen Tag bei vorbildlichem Wetter in "unserer" Vagia-Bucht und lassen die Seele baumeln. Schön langsam bekommen wir ein "Farberl", mit dem es sich gut leben lässt. Am späten Nachmittag vertreibt uns plötzlich einsetzender penetranter Dieselgeruch - wahrscheinlich vom kleinen Bootshafen in der Bucht.
14. Tag: Samstag, 21. Sept. 2002
4. Ausflug (Auto): Kolymbia - Lindos - Pefki - Asklipio - Lachania - Mesanagros - Kattavia - Moni Skiadi - Prasonisi - Plimmyri - Kiotari - (219 km, 7 Std.)
Wir fahren schon um 8 Uhr vom Hotel in Kolymbia weg, schließlich wollen wir Lindos noch in Ruhe genießen. Eine weise Entscheidung! Kurz vor 9 Uhr spazieren wir Mutterseelen alleine durch die verwinkelten Gassen des einzigartigen Dorfes. Das Auto haben wir am zweiten Parkplatz (nach Lindos) abgestellt.
Nicht weit vom Parkplatz liegt das antike Theater aus dem 4. Jh. v. Chr. Von oben recht schön zu erkennen, wir gehen zwar hin, es ist aber abgezäunt und kann nicht betreten werden.
Unser nächster Weg führt uns schnurstracks rauf auf die Akropolis, die mächtige Burg die über dem Städtchen thront (116 m hoch, Eintritt: € 6). Sebastian will nicht mit dem Esel reiten (Gottseidank!). Anita bekommt beim Raufgehen ganz leuchtende Augen, die vielen
"Deckerlverkäuferinnen" entlang des Weges haben es ihr angetan. Dafür ist (noch) keine Zeit, vorher wird die Burg erobert. Sehr beeindruckend ist neben dem grandiosen Blick auf Lindos und auf die Bucht das Trieren-Relief in der Mauer aus dem 2. Jh. v. Chr. (gleich nach dem Kassenhäuschen rechts). Das in den Stein gemeißelte Schiff ist schön erkennbar. Von dort führt eine sehr steile sehr lange Treppe hinauf zum Tor der Johanniterburg. Nachdem wir diese Hürde geschafft haben, betreten wir den Saal der Wachmannschaft, entlang des Weges sind antike Säulensockel u.ä. aufgestellt. Dann geht´s in einer Linkskurve vorbei an der
byzantinischen Johanneskirche und der hellenistischen Stoa (ehem. 87 m lange Säulenhalle, drei Säulen wurden wieder aufgestellt) und über eine breite Freitreppe hinauf zum Haupttempel Athene Lindia (4. Jh. v. Chr).
Dieser wird gerade rekonstruiert, Baukräne stehen etliche herum. Es ist hier oben herrlich ruhig und der Ausblick nach allen Seiten wunderschön. Die Hitze treibt uns dann wieder hinunter, jetzt um 3/4 10 Uhr bildet sich schon eine gewaltige Schlange vor der Kassa. Anita findet schöne Tischdeckerl, sogar etwas handeln kann man hier (wenn man mehrere Sachen nimmt).
Die autofreien schmalen Gassen mit den teilweise sehr schönen alten Häusern geben eine einmalige Stimmung. Sehr ägäisch. Beim italienischen Bäcker schlagen wir zu, lecker!
Wir besichtigen dann die Panagia Kirche mit Mosaikfußboden (!) und alten Fresken, sehenswert! Auf korrekte Kleidung wird hier kein Wert mehr gelegt ... Wir kämpfen uns gegen den Menschenstrom weiter, vorbei an der "Eselhaltestation" bis zum ersten Parkplatz, dort ist unter einer riesigen Platane ein fast 2000 Jahre alter kühlender Brunnen noch in Betrieb.
Das nächste Ziel unseres Ausflugs ist Asklipiou. Dieses Bergdorf liegt abseits der wichtigen Inselstraßen, 5 km von Kiotari entfernt. Die Straße selbst jedoch ist sehr gut ausgebaut. Über dem kleinen Dorf thront die nächste (verfallene)
byzantinische Festung aus dem 12. Jh., diesmal lassen wir sie jedoch aus - Sebastian schläft in seinem Kindersitz. Hauptattraktion des Ortes ist die Kirche I Kimissis tis Theotokou gleich am Dorfplatz (Eintritt € 0,9 - hier oben wurde vom Drachmen korrekt auf den Euro umgerechnet :-).
Wir parken dort und besichtigen abwechselnd die Kirche aus dem 11. Jh. n. Chr. Sie ist innen ähnlich der Panagia Kirche in Lindos komplett mit Fresken verziert. Hinter der Kirche ein kleiner begehbarer Glockenturm und gleich daneben ein kleines Museum. Vom Dorf bietet sich ein schöner Blick auf die umliegenden Täler.
Das "Künstlerdorf" Lachania streifen wir nur, hier wollen die Aussteiger unter sich bleiben. Wir fahren weiter die Strecke rauf nach
Mesanagros. Die Straße ist durchgehend asphaltiert und landschaftlich sehr reizvoll. Hier oben sagen sich endgültig Fuchs und Henne gute Nacht. Viel zu sehen gibt es nicht, außer dass wir gerade die einzigen Touristen sind. Nachdem wir schon mal da sind, fahren wir gleich weiter in Richtung Moni Skiadi. Aber nur kurz, wie sich später herausstellt. Mit dem Asphalt ist es ab
Mesanagros vorbei, das sei nur nebenbei erwähnt.
Wir fahren und fahren, irgendwann scheint mir der Weg zum Kloster schon zu lang, aber es gibt in so einer Situation kein zurück. Rundherum verbrannte "Mondlandschaft", vor uns Kilometer um Kilometer nur Rumpelpiste. Der Kenner weiß, wo wir wieder in der Zivilisation gelandet sind: Richtig, in Kattavia, dem südlichsten Außenposten von Rhodos. Hier hält uns nichts mehr in unserem Piratenschiff (heute ist das unser Auto), wir gehen am kleinen "Hauptplatz" an Land und essen zu Mittag. Zwei Worte zu Kattavia: schöner Glockenturm, Tankstelle (wichtig). Aber die hat heute zu, was für uns mit dem Auto kein Problem ist, jedoch für ein älteres "Mopedpärchen". Der Wirt hilft ihnen mit einer Flasche Benzin aus ... Apropos: eine zweite Tankstelle wird bereits gebaut.
Nun wollen wir aber endlich zum Moni Skiadi, so schnell geben wir nicht auf. Von dieser Seite ist es auch viel leichter erreichbar, durchgehend Asphalt. Endlich stehen wir vor dem Kloster - und sind etwas enttäuscht. Rundherum nur kahle abgebrannte Berge, das Kloster zwar recht malerisch aber irgendwie haben wir uns mehr erwartet. Um die wundertätige Ikone des Klosters ranken sich viele Legenden. Am 8. September zum alljährlichen Kirchweihfest kommen Pilger aus ganz Rhodos hier herauf - entsprechend groß ist der
Parkplatz dimensioniert.
Wir fahren zurück, der Strand ist hier sicherlich 10 km lang, Sand mit Schotter und völlig naturbelassen. Im Hinterland - nichts. Wenn es irgendwann einen zweiten Flughafen im Süden der Insel Rhodos geben sollte, dann ist hier sicherlich noch einiges "Potenzial" vorhanden ...
Wieder in Kattavia angelangt biegen wir ab zum südlichsten Winkel von Rhodos. Die Fahrt geht auf einer neu asphaltierten Straße (vorbei an einem Panzer-Truppenübungsplatz) hinunter zur Insel
Prassonissi, welche dankenswerterweise über einer Sandbrücke erreichbar ist. Zwar auch nicht immer, je nach Jahreszeit und Wetter, aber heute passt alles: Nur leichter Wind. Sehr ungewöhnlich, sonst ist das hier der windigste Punkt auf Rhodos. Wir fahren also rüber, links und rechts Sandstrand, wo gibt´s das noch? Dann die Holperpiste rauf auf die bergige Insel, von dort hat man den besten Blick auf dieses Naturschauspiel. Leider kein Leuchtturm mehr da, dieses GPS ist ja wirklich der Tod der Leuchttürme ...
Die Fahrt führt uns anschließend nach Plimmiri, aber den Abstecher kann man
sich leider sparen, außer man steht auf neue 3 m hohe ins Meer gebaute
Schalbeton-Molen samt Schotterstrand mit Dünen und Schilf ... gut, man ist fast
allein da, aber wen wundert das?
Bei der Heimfahrt genießen wir nochmals die herrlichen Ausblicke auf das Meer
und später auf Lindos. Hier an der südlichen Ostküste kann man noch sehr
gemütliche Urlaube an schönen Stränden verbringen, ohne Menschenmassen.
Rhodos hat also doch ein zweites Gesicht!
Fortsetzung
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