GASTBEITRAG
Ein Beitrag von: Reinhard Kern alias "kerni"
Reisetagebuch "Unterwegs auf Rhodos"
- September 2002
Inhalt:
1. Tag: Ankunft :-)
2. Tag: Kolymbia (Strand)
3. Tag: Faliraki (Strand)
4. Tag: Faliraki (Strand)
5. Tag: Kolymbia (Strand)
6. Tag: Ausflug "Der Norden"
7. Tag: Ausflug "Von Ost nach West"
8. Tag: Kolymbia (Hotel Mistral Pool)
9. Tag: Ausflug Bus "Rhodos Stadt I"
10. Tag: Kolymbia (Strand)
11. Tag: Kolymbia (Hotel Mistral Pool)
12. Tag: Kolymbia (Strand)
13. Tag: Kolymbia (Strand)
14. Tag: Ausflug "Lindos I"
15. Tag: Ausflug "Der wilde Süden"
16. Tag: Kolymbia (Strand)
17. Tag: Ausflug "Rhodos Stadt II"
18. Tag: Kolymbia (Strand)
19. Tag: Kolymbia (Strand)
20. Tag: Ausflug "Lindos II"
21. Tag: Kolymbia (Strand)
22. Tag: Abschied und Heimflug :-(
· Hotelkritik "Mistral", Kolymbia
· Unsere Top Ten mit Tag der Besichtigung
· Buchtipps
· Allgemeine Tipps
· Eintrittspreise
1. Tag: Sonntag, 8. Sept. 2002
Rhodos - DIE griechische Ferieninsel. DIE griechische Sonneninsel. 300 Tage im Jahr Sonne, unser Aufenthalt auf der Insel beginnt offenbar an einem der restlichen 65 Tage: Ein Unwetter sogar mit Hagel geht am Montag über unseren Urlaubsort Kolymbia nieder. Es schüttet in Strömen. Aber, der Reihe nach.
Begonnen hat es wie gewohnt: Sonntag, Flug mit AUA MD-82, Baujahr 1985 und - wie ich doch hoffe - gut gewartet. Vorher die erste gute Meldung unseres Sohnes Sebastian (4) im Bus zum Flughafen Wien-Schwechat beim Aussteigen: "Lasst uns durch, wir haben es eilig". Peinlich, was?
Dann stehen wir in der unendlich langen "Ferienflugschlange" zum einchecken (es ist Mittagszeit) als uns plötzlich Karin (beste Freundin meiner "kleinen" Schwester Birgit) über den Weg läuft. Sie arbeitet beim Bodenpersonal der AUA im Management. Auf ihre Frage "Wollt ihr gleich einchecken?" gibt's nur eine Antwort: "Total unfair, aber warum nicht?" Peinlich, was?
Aber, was soll es. Tapfer checken wir beim völlig leeren Business-Schalter ein. Die strafenden Blicke der anderen Touris merkt man fast nicht, wenn man nicht hinsieht. Ehrlich!
Später läuft uns noch Professor Ernst Fuchs, ein berühmter österreichischer Künstler über den Weg. Anita nimmt das Urlaubstagebuch und den Stift zur Hand, zögert noch kurz, aber dann siegt der Autogrammjägerinstinkt. Den hat man, oder man hat ihn nicht. "Herr Professor, dürfte ich um ein Autogramm in unser U-Tagebuch bitten" - "Ja, wo soll ich den hinschreiben?" - "Herr Professor, künstlerische Freiheit!" - und schon schreibt er.
Sebastian ist brav wie immer in einem Flugzeug. Nach 2,5 Stunden landen wir, es folgt langes Warten am Airport von Rhodos. Interessant zu beobachten wie die "Meute" der Urlauber jeder Regung auf den sonst meist toten Monitoren über den Gepäcksförderbändern folgt. Als endlich ganz links hinten
"Vienna" aufleuchtet, starten alle gleichzeitig los. Auch ohne Hektik kommen wir zu unserem Gepäck, es ist sogar unbeschädigt. Einer alten Dame nebenan geht´s nicht so gut, ihr (weicher) Koffer gleicht einer zerbeulten Ziehharmonika. Das gibt Stunk!
Bus 12 ist super klimatisiert, das merkt man am tropfenden Wasser von der Busdecke. Aber die Fahrt ins Hotel "Mistral", Kolymbia dauert ja nicht so lange. Nach 35 Minuten stehen wir bereits an der Rezeption, das Hotel macht einen recht guten ersten Eindruck. Die Fahrt selbst hat noch keinerlei Hinweis auf Schönheiten der Insel gegeben, sieht man mal vom schönen Blick auf das Kreuz von Filerimos ab. Sonst nur Mondlandschaften durch das Inselinnere (neue Verbindungsstraße) in Richtung Faliraki. Das letzte Stück vor Kolymbia ist recht schön, wir fahren durch Olivenhaine.
Das Zimmer 299 im
ersten Stock ist sehr in Ordnung, ebenso der große schmucklose Balkon mit etwas
Meerblick (wenn man einen langen Hals macht). Der Blick auf den schönen großen
Pool und die Palmen bzw. Bananenstauden ist auch nicht zu verachten. Beim ersten
Rundgang fällt uns noch auf, dass der Kinderpool wenig einladend wirkt und der
Kinderspielplatz die Bezeichnung eigentlich nie verdient hat. Nicht mal wie er
noch neu war, denk ich mal. Obwohl das Metall frisch gestrichen ist!
Weiter geht´s in Richtung Meer. Vorbei an einem neuen riesig langen
Hotelkomplex (TUI-Hotel "Atlantica Imperial Beach", wer denkt sich
solche Namen aus?) erreicht man nach ca. 150 m die Taverne "Limanaki".
Von dort hat man einen schönen Blick auf die "Südbucht" von
Kolymbia, ca. 1 km lang. Gleich dahinter (etwas nördlich) ist eine kleine
ruhige kinderfreundliche Bucht (ca. 100 m lang). Man darf sich nur vom
Hinterland nicht abschrecken lassen, schön ist das nicht. Wie in einer
Sandgrube. Aber es wird daran gearbeitet ... die Mischmaschine läuft bereits.
Gleich nördlich davon, vorbei am netten Hotel "Relax" geht es ein paar Kurven hinunter zum "Nordstrand" und zur Taverne "Nissaki". Das Meer ist sauber, kein Seegras, Felsen zum Schnorcheln am Kap Vagia, sonst dunkler feiner Sand mit etwas Kies.
Nun ja, der erste Eindruck ist nicht schlecht. Es folgt ein Bummel entlang der "Eukalyptusallee" - der Hauptstraße von Kolymbia. Wir stellen fest: Die Lage "unseres" Hotels ist sehr gut. Gleich in der Nähe ist alles was man so braucht, von Geldausgabeautomaten über Autovermietungen, Tavernen, Bars und Supermärkte bis zu den Bushaltestellen. Man darf sich halt keine kleine griechische Ortschaft darunter vorstellen, es gibt keinen Bäcker oder Frisör oder Kafenions wo die alten Griechen sitzen. Kolymbia ist ein reiner Urlaubsort, Dorf in dem Sinne gibt es keines.
Nachdem im Hotelzimmer das Moskitonetz dank Tesa Power Strip fachmännisch montiert ist, fallen wir in einen seichten unruhigen Schlaf. Das liegt weniger am beinharten Bett als viel mehr am Hotel vis´a´vis (Hotel "Kolympia Sun"), dort dürfte gerade heute am Sonntag ein "Griechischer Abend" stattfinden. Unser Zimmer 299 liegt da ganz günstig, man sieht nicht nur bis zur (wenig befahrenen) Straße und zum Nachbarhotel. Vielmehr hört man auch bis dahin, um drei Uhr früh scheint der Wirbel dann endlich ein Ende zu nehmen ...
2. Tag: Montag, 9. Sept. 2002
Heute wird mal das Frühstück getestet, ist in Ordnung. Einen Billardtisch haben die auch, das freut Sebastian besonders. Nun mal die aktuellen Tavernen-Preise 2002 in Kolymbia zum mitschreiben (und umrechnen in die alte Währung, die es zwar nicht mehr gibt, unter der man sich aber etwas vorstellen kann):
1 Stunde Billard im Hotel € 3
Billard Token in einer Bar € 1,5
Tzatziki € 1,6 - 2,5
Souvlaki Pork € 4,5 - 5,5
Souvlaki Lamb € 6,5
Moussaka € 3,8
Lamb Chops € 6,5
Pork Chop € 4
Griechischer Salat € 2,4
Soft Drink 0,35l € 1,1 - 1,5
Bier vom Fass 0,5l € 2
Amstel Bier Flasche 0,5l € 1,5 - 2
Cocktail € 2,5 - 3
Wasser 1l Supermarkt € 0,3
2 Liegen + Schirme € 5 - 6
Fiat Punto 4T A/C 2 Tage
Vollkasko/freie Kilometer € 50 - 60
Marlboro € 2,5
Die Preise sind (bis auf die Schirme am Strand) durchaus noch im Bereich des Erträglichen.
Um halb zehn kommen meine Schwester Alex, Schwager Fred mit Benni (2) und Leni (0,5) zu Besuch. Unser Sebastian und natürlich auch wir :-) sind happy. Da muss man soweit fliegen, dass man die mal trifft!
Wir sind uns zwar einig, dass es die Kinder zuhause viel schöner hätten, aber nachdem sie nun mal alle mit sind gehen wir in "unsere" Bucht hinunter. Bis am Nachmittag ist alles in Butter, dann kommt das Gewitter. Wir können gerade noch rechtzeitig ins Hotelzimmer flüchten. Interessanterweise sind Autoalarmanlagen extrem anfällig auf nahe Gewitter, das gehört dringend wissenschaftlich untersucht. Ununterbrochen schlagen neue Autos lautstark Alarm. Warum fürchten sich Autos vor Gewitter, haben die noch nie vom "Faradayschen Käfig" gehört? Seltsam ...
Als endlich wieder die Sonne scheint, komme ich vom Gedanken mich bei der Gulet-Reiseleitung über das Wetter zu beschweren wieder ab ("Willkommen auf der Sonneninsel Rhodos, mein Name ist Ursula Stich, ich bin Ihre Urlaubsbetreuerin, ab nun sind wir alle per Du
blablabla") und wir gehen essen. Die erstbeste Taverne (Taverne "Christos" gegenüber vom Hotel) nehmen wir - wie immer - nicht, wir gehen stattdessen die Allee in Richtung Landesinnere, besser: Inselinnere hinauf.
Komischerweise gibt es da viel, nur keine Tavernen. Ich habe es ja immer schon gesagt: Die Halbpension ist der Tod der Tavernen, von AI möchte ich gar nicht reden. Schließlich finden wir beim zurückgehen doch ein nettes Resti namens
"Carusell" und genießen dort das recht gute Essen.
3. Tag: Dienstag, 10. Sept. 2002 und
4. Tag: Mittwoch, 11. Sept. 2002
Zwei tolle Strandtage liegen hinter uns. Jeweils um 9.30 h sind wir mit dem Linienbus nach Faliraki gefahren. Komischerweise waren wir immer die einzigen, die das wollten. Woran das wohl liegt?
Natürlich hatten wir unsere Gründe: Wir wollten Alex, Fred, Benni und Leni besuchen. Und die logierten ganz vornehm im 4*-Hotel "Apollo Beach", eben in Faliraki. Das Hotel ist nicht schlecht, auch die Lage nicht: Ruhig und doch nicht weit zum Zentrum der Vergnügungsmaschinerie im Zentrum von Faliraki. Der Sandstrand ist schön breit und das Wasser glasklar. Der dunkle Sand ist eigentlich kein Sand, sondern eher winzig kleiner Schotter (Kies). Er "rieselt" daher, der Wind kann ihn nicht so leicht vertragen und er pickt (klebt) nicht. Ich hoffe, man versteht den kleinen Unterschied. Fred könnte es besser erklären ...
Ebenso haben uns die sehr netten Tavernen direkt am Meer überrascht. Teilweise fühlt man sich an die Anfänge des Tourismus zurückversetzt (ich war zwar nicht dabei, ich stelle es mir aber so
vor) - und das im "berühmt-berüchtigten" Faliraki!
Die Lautstärke am Abend im Zentrum kann ich jedoch nicht beurteilen, wir sind immer noch im Licht entschwunden. Aber Fred meint, es sei die Hölle. Ebenso der (englische) Trubel. Toast&Beans und Beans&Toast ... kahlgeschorene leichenblasse muskelbepackte Tattooträger wohin man blickt.
Zur Info zwischendurch: Gute Busverbindungen, 10x täglich von Kolymbia nach Rhodos Stadt (über Faliraki), Preis: € 1,10
Kolymbia-Faliraki; zum Vergleich ein Taxi: € 9.
Die beiden Tage waren auf alle Fälle SUPER, ein paar mehr hätten wirklich nicht geschadet. Das Wetter hat sich nun auch auf Sonnenschein eingependelt, ich brauche nun doch nicht zu reklamieren ...
5. Tag: Donnerstag, 12. Sept. 2002
Der Morgenspaziergang zeigt, dass sich "das Leben" in Kolymbia wirklich auf die Eukalyptus-Allee
in Strandnähe konzentriert.
Weiter südlich stehen nur noch große Hotels (Hotel "Alfa Beach", "Kolymbia Sun", "Kolymbia Beach" etc.), die zwar allesamt einen tollen gepflegten Eindruck machen - aber rundherum ist mehr oder weniger NICHTS. Daher pilgern die Touris am Abend großteils rauf zur Allee, sicherlich einen knappen Kilometer weit.
Der Kiesel/Sandstrand vor diesen Hotels ist durchwegs schmal und nicht sehr einladend - da mit Liegen und Sonnenschirmen bis zum letzten Winkel ausgenutzt. Ganz im Süden der langen "Südbucht" ist noch eine große Hotelbaustelle und daneben ein verfallenes Gebäude.
Heute haben wir mal die "Nordbucht" von Kolymbia getestet, man geht einfach die
Eukalyptus-Allee entlang und dann ein paar Kurven hinunter zum Meer. Die überdimensionale Leuchtreklame der Taverne "Nissaki" am Hügel zeigt den Weg. Unten am Wasser befindet sich ein kleiner Hafen, man kann dort ein Boot nach Lindos (25 Straßenkilometer entfernt) chartern.
Die Taverne und eine zweite liegen recht schön schattig am Meer. Ein Schild weist dezent darauf hin, dass im Freien zu sitzen mit Essen verbunden ist, nur etwas zu trinken spielt es hier nicht. Sympathisch!
Der Strand hat zwar Duschen und Toiletten zu bieten, das Meer ist aber mit glitschigen Felsplatten durchsetzt, nicht gerade unser Fall. Im Hintergrund viel Schilf und ein großes älteres Hotel. Sand mit viel Kiesel oben drauf. Zu Mittag zieht es dann zu, noch kurz vor dem Regen sind wir wieder am tollen Pool unseres Hotels "Mistral".
Den Nachmittag verschlafen wir dann, Sonne scheint ohnehin keine. Am Abend nach dem ausgezeichneten Essen im Hotel besichtigen wir das brandneue "Atlantica Imperial Hotel" und das "Alfa Beach Hotel". Ersteres würde ich als sehr vornehm bezeichnen (4,5*), runde "Empfangshalle" mit riesiger Glaskuppel, Marmor so weit das Auge reicht, riesige Terrasse, es wird gerade Sekt mit Lachsbrötchen serviert ... nobel geht die Welt zugrunde! Zu buchen bei TUI, aber Vorsicht: Das Hotel ist an die 500m lang, gutes Schuhwerk mitbringen!
Das "Alfa Beach Hotel" macht einen sehr netten und gepflegten Eindruck.
Am Abend leihen wir uns einen Fiat Punto für zwei Tage, endlich beginnen wir die wirklichen Schönheiten der Insel zu erkunden ...
6. Tag: Freitag, 13. Sept. 2002
1. Ausflug (Auto): Epta Piges (Tal der Sieben Quellen) - Kirche Agios Nektarios - Prof. Ilias - Kirche Ag. Nikolaos Fountoukli - Moni Agios Soulas - Kamiros (Ausgrabungen) - Filerimos (das antike
Ialyssos) - Thermen Kallithea - Ladiko-Bucht - Anthony-Quinn-Bucht - (171 km, 9 Std.)
Wir starten um 8.30 h und fahren mit unserem Punto (warum hat der keine Servolenkung, keuch?) von Kolymbia aus ins nur 4 km entfernte Epta Piges - dem Tal der Sieben Quellen. Ob der Wassertunnel dort nun 150 m oder 186 m lang ist, wage ich selbst als Geometer ohne Messmittel nicht zu beurteilen. Auf alle Fälle ist er SEHR dunkel und eng, wir sind heute mal nicht durchgewatet (aber nur weil wir keine Taschenlampe mithatten, wohlgemerkt ;-)
Um diese Zeit sind wir die einzigen Besucher, was die Sache noch idyllischer macht. Ich denke nicht, dass die sieben mit Taferl gekennzeichneten Quellen aus Wasserschläuchen gespeist werden, ich glaube noch an Wunder der Natur. Die Wanderung über den Berg zum "arg verschmutzten" kleinen Stausee machen wir nicht, wir genießen lieber das Ambiente bei den Quellen, direkt neben der netten Taverne. Sehr schattig, sehr empfehlenswert. Der Tunnel samt Stausee
dient(e) der Bewässerung der nahegelegenen Orangenplantagen und wurde in den 30er-Jahren von den Italienern errichtet. In Kolymbia kann man entlang der Eukalyptusallee noch die Reste der "oberirdischen Wasserleitung" bestaunen.
Unsere Fahrt führt uns den Berg hinauf durch schattige Wälder zur Kirche Agios Nektarios, gleich direkt neben der Straße. Die Kirche ist zwar "neu", jedoch wunderbar erhöht gelegen. Die ausgehöhlte Platane davor ist lt. Auskunft eines alten Griechen 2.600 Jahre alt, na ja, gießen braucht man sie nicht mehr. Sebastian ist auf jeden Fall begeistert, man kann sich drinnen verstecken.
Kurz darauf erreichen wir nach Archipoli (dem Imkerdorf) den "Verkehrsknotenpunkt"
Eleoussa. Im Dorf halten wir uns links, vorbei am eigenartigen Arkadenhof (ehemaliger Sommerpalast des
italienischen Gouverneurs, jetzt vom Militär genutzt). Dieser düstere Bau mitten im Wald würde ausgezeichnet nach Südamerika passen!
Wir passieren die Dörfer Platania und Apollona. Die "weißen" Dörfer liegen direkt am Hang des Profitis Ilias, und man hat linker Hand immer wieder einen wunderbaren Blick auf die Landschaft. Die Straße ist übrigens ausgezeichnet ausgebaut. Das (angeblich sehenswerte) Dorfmuseum lassen wir aus und fahren gemütlich weiter bis zur Abzweigung nach Emborio. Da wollen wir heute noch nicht hin, wir halten uns vielmehr rechts und fahren die nun sehr eng werdende Serpentinenstrecke hinauf zum Profitis Ilias (zweithöchster Berg mit 798m), im Prinzip die Parallelstrecke oben am Berg zurück.
Die Landschaft ist einmalig, ebenso meine Fahrweise. Trotzdem müssen wir nun mal eine kleine Pause einlegen, da der Fiat meiner Family nun doch ein wenig auf den Magen schlägt. Wie gesagt, ich bin wirklich langsam und übervorsichtig gefahren, die Beifahrer nicken zustimmend mit dem Kopf. Oh, das war ein Fehler, nun geht´s schon wieder los ...
Endlich erreichen wir den höchsten Punkt, hier stehen zwei altehrwürdige Villen, vor Jahren noch als Hotels genutzt ("Elafos und
Elefina"), samt Kapelle. Errichtet von den Italienern (von wem sonst?), wunderschön gelegen (Pinien-, Zypressen- und Zedernwald) und leider dem Verfall preisgegeben. Total schade darum, der Profitis Ilias hier oben ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel der Rhodesier. Besser: der Rhodier. Wanderungen in der Umgebung sind sehr beliebt. Die Gebäude wären renoviert ein Gedicht, das könnt ihr mir glauben. Rauffahren und ansehen!
Die Straße führt nun bergab, der nächste Halt ist die kleine uralte byzantinische Kapelle Ag. Nikolaos Fountoukli aus dem 15. Jh. Im Inneren befinden sich interessante Fresken, der Stifter der Kirche hat sie für seine Kinder, welche der Pest erlegen sind erbauen lassen (Quelle: Reise Know How). Einen Kinderspielplatz gibt es hier auch, was ja nicht schlecht ist, wenn man einen Vierjährigen dabei hat.
Zurück in Eleoussa biegen wir diesmal links in Richtung Soroni ab. Die Fahrt geht bergab durch Dimilia und vorbei am Moni Agios Soulas (als Moni Silla ausgeschildert) mit angeschlossener Pferderennbahn (Quelle: Reise Know How). Hat uns aber weniger beeindruckt. Am 30. Juli findet hier eine Art Volksfest mit Tanz und Eselwettrennen statt (Quelle: Dumont Extra). Ein Eselwettrennen stelle ich mir sehr spannend vor
("Herst, geh weida, wirst du jetzt weidageh, Mistviech, geh endlich weida!"). Zumindest erklärt das die überdimensionalen Parkplätze vor dem unscheinbaren Kloster. Also doch keine Pferderennbahn, sondern eine Eselrennbahn, passt auch viel besser nach Griechenland!
In Soroni an der Westküstenstraße angekommen biegen wir links ab und fahren über Fanes und Kalavarda direkt nach Kamiros.
Nun sind wir an der touristisch ziemlich unbedeutenden "mittleren Westküste" angekommen und die Ausgrabungen der im 2. Jh. v. Chr. aufgegeben Stadt der Dorer sind hier Anziehungspunkt Nr. 1.
Das merke ich sehr deutlich, als ein wildgewordener Reisebus unseren schönen Punto beinahe in den Graben fährt. In der sehr schön gelegenen riesigen Anlage verlaufen sich die Leute jedoch (Eintritt: € 4 ).
Da die 1859 im Wald entdeckte Stadt nie überbaut wurde, ist das Gassengewirr sehr schön erkennbar. Im 5. und 6. Jh. v. Chr. erreichte Kamiros seine Blütezeit. Von ganz oben betrachtet (Akropolis) scheint die Stadt wirklich über der Ägäis zu "schweben". Traumhaft und sehenswert!
Nach einem ausführlichen Rundgang und nach Prüfung der Tiefe eines jeden Brunnens mittels eines Steines von Sebastian fahren wir das kurze Stück zurück nach Soroni. Die wissenschaftlichen Untersuchungen haben Substanz gekostet, Sebastian schläft tief und fest in seinem Kindersitz.
Bei Theologos biegen wir nach rechts ab und fahren rauf ins nahegelegene Schmetterlingstal Petaloudes. Da man jedoch schlafende Kinder nie wecken soll und außerdem im Tal am Nachmittag immer noch "der Bär los ist", beschließen wir den Besuch auf morgen zu verschieben.
In Psinthos, einem weiteren Kreuzungspunkt biegen wir links ab und fahren hinunter nach Maritsa. Unser Ziel ist der Berg Filerimos - das antike
Ialissos. Es geht es in Serpentinen hinauf, bis man ganz oben (270 m) auf das Plateau gelangt. Die Aussicht ist nach allen Richtungen ein Traum. Die Überreste der antiken Stätte (5. Jh. v. Chr.) sind noch vorhanden, jedoch eher unscheinbar - gleich neben dem Parkplatz. Wunderschön von den Italienern (von wem sonst?) in den 20er Jahren restauriert thront ganz oben das byzantinische Panajia-Kloster (10. Jh. Eintritt: € 3).
Angeblich hat im 14. Jh. im Kloster ein Drache gewohnt, eine schöne Geschichte für unseren Sebastian. Die wundertätige Ikone der Gottesmutter wurde 1523 von den Kreuzrittern beim Abzug von der Insel leider mitgenommen.
Das Kloster scheint nicht mehr bewohnt. Hier oben ist es absolut still und idyllisch. Direkt vom Kloster führt ein Kreuzweg zu einem großen (hässlichen) Betonkreuz. Es gibt eine sehr enge Wendeltreppe im Kreuz nach oben, Sebastian beweist Mut und wir wagen den Aufstieg. In der Mitte pfeift der Wind ins Innere des Kreuzes, und dann ist es mit dem Mut vorbei. "Papa! Huppan!" - kein Problem. Die Aussicht von oben ist den Aufstieg wert, hinunterschauen gelingt nur mit einem Trick: "Spucken wir zur Mama runter?"
Über Pastida und Koskinou fahren wir zurück zur Osttküste direkt zu den Thermen von Kallithea.
Wer hat die wohl erbaut? Richtig: Die Italiener! Die Thermen wurden jedoch schon von den Römern wegen ihrer Heilkräfte geschätzt. Heute bietet sich das Bild einer halb renovierten Badeanstalt inmitten von Palmen und Kakteen. Ruhig ist es dort nicht, es ist auch nicht viel Platz. Wenn es am Weg liegt, sollte man es sich anschauen. Vor dem schönen Eingangsportal befinden sich etliche Tavernen und zwei Kinderspielplätze. Alles klar?
Nun haben wir für heute (fast) genug gesehen, wir fahren wieder in den Süden, vorbei an Faliraki. Noch ein kurzer Abstecher in die Ladiko-Bucht und in die Anthony-Quinn-Bucht. Vor allem letztere ist wunderschön, aber (zumindest heute) völlig überlaufen. Als "ruhig" würde ich es hier wirklich nicht bezeichnen. Beide Buchten sind von der Hauptstraße kommend gut ausgeschildert und mit dem Auto oder Mofa leicht zu erreichen.
Zurück im Hotel "Mistral" in Kolymbia (17.30 h) genießen wir den wunderbaren großen Pool. Die italienische Animatione (schon wieder Italien!) versucht mit Erfolg die überwiegend österreichischen Pensionisten zum Mitturnen zu bewegen. Das Abendessen im Hotel ist köstlich und dann werden von Sebastian noch 17 Postkarten ausgesucht.
Fazit des Tages:
Rhodos - die Insel ...
... der Ziegen
... der Kinderspielplätze
... der Italiener
... der Pokerl
... der Wassertunnel
... des Regens