GASTBEITRAG

Ein Beitrag von Mägi und Dave: 

Drei Ouzo und eine Hochzeit

Freitag, 01. Dezember 2000

Zum ersten Mal auf dem Athener Flughafen. Er ist sehr alt, aber du findest dich leicht zurecht. Alle scheinen hilfsbereiter als auf den größeren „Weltklasse-Flughäfen“.

Erster Ouzo mit einem Stück Spinattorte und einem Bier. Verspätete Ankunft. Ist aber kein Problem, da der Anschlussflug nach Rhodos auch etwas hinter dem Flugplan herhinkt. Auf dem Flughafen von Rhodos angekommen. Ganz schöner Unterschied zum Sommer, denn die halbe Ankunftshalle ist geschlossen. Deshalb kommt man viel schneller durch – keine Touristen!

Jiannis erwartete uns bereits und wollte direkt mit uns zum Ausgang. Er dachte, wir hätten nur unser Handgepäck aus dem Flugzeug mit. Er erlitt einen Schock als er unsere zwei Riesenkoffer mit den Weihnachtsgeschenken und den anderen Präsenten sah. Kurz die Formalitäten erledigt, ein halbes Kilo Schweizer Schokolade für seine Kinder übergeben und schon ging es ab zu unserem Appartement. Auf der Fahrt stellten wir fest, dass kaum Autos unterwegs waren.

Steve von Colonial Appartements erwartete uns mit aufgeschlagenen Betten und – noch wichtiger – kaltem Bier im Kühlschrank. Blitzschnell die Koffer ausgepackt und dann los zu unseren Freunden in Afandou. Linda ist ein Mädchen aus Nordengland und mit Lefteris, einem Mann von Rhodos verheiratet, dem Cousin des Bräutigams. Sie waren in diesem Jahr zum Urlaub bei uns in der Schweiz. Wir waren glücklich, sie wiederzusehen, um ihnen unsere Weihnachtsgeschenke zu übergeben. Denn das bedeutete, dass wir wieder etwas Platz in unseren Koffern für den Rückflug bekamen. Ich muss das an dieser Stelle sagen, denn unser Gepäck hatte am Züricher Flughafen Übergewicht für etwa fünf Urlaubstage! Jedes Mal, wenn wir nach Rhodos fliegen, schwören wir uns, dass wir nichts extra mit zurückbringen. Das ist jedoch sinnlos, wir sind immer hoffnungslos mit Geschenken überladen.

Wir aßen eine Pizza – ja, ich weiß, das ist gegen die Regeln – aber wir hatten Hunger und wir versprechen, es wird nicht wieder vorkommen. 

Samstag, 09.00 Uhr 

Blauer Himmel, sonnige 22°. Steves Mutter pflückt Oliven im Garten. Zum Flughafen gefahren, Geld gewechselt und dann zum Supermarkt. Viel weniger Autos als im Sommer. Schön, auch mal so herumzufahren.

Hochzeitsvorbereitungen

Die Eltern der Braut und des Bräutigams entschieden, das Hochzeitsessen traditionsgemäß selbst zuzubereiten. Im Großelternhaus in Afandou angekommen, fanden wir also etwa ein Dutzend Frauen jeden Alters, auf kleinen Holzstühlen sitzend, beim Gemüseputzen. Sie mussten etwa 40 Kilo Zwiebeln, 150 Kilo Kartoffeln und ungefähr 80 Kilo Fleisch zubereiten.

 

Das kleine Haus der Großeltern, die beiden Zimmer und der Innenhof waren in eine Küche verwandelt. Bevor wir  helfen konnten, wurden wir schon zur nächsten Tür von Lefteris Elternhaus weitergeleitet und zum traditionellen Samstagsmahl mit getrockneten Bohnen und in Tomaten und Olivenölsauce gekochtem Fleisch eingeladen. Das dürfen Sie niemals verpassen! Das Essen wird mit dem heimischen Brot in ihren  großen Öfen außerhalb des Hauses gekocht. Dazu verfeuern sie Olivenholz. Der Vater von Lefteris erklärte, dass der Ofen etwa 400.000 Drachmen kostete. Er ist so groß (der Ofen), dass man ein ganzes Schwein darin braten könnte. Ouzo Nummer 2! Sie bereiteten die Gerichte halbgekocht in großen tiefen Behältern zu, wie sie auch in den Hotelküchen benutzt werden. Etwa um 21 Uhr war alles fertig und die Behälter wurden zur örtlichen Bäckerei transportiert, die genügend große Öfen hatte, um das Mahl am nächsten Tag zuende zu kochen, bevor es zur Empfangshalle gebracht werden würde.

Paneotis kam und nahm uns mit in seine neue Wohnung, wo seine zukünftige Braut gerade die Blumendekoration des Appartements beendet hatte. In der vergangenen Nacht war das Haus von Freunden auf den Kopf gestellt worden. Damit das nicht noch einmal passieren konnte, hatte er das Türschloss ausgewechselt. Zu unserer totalen Überraschung luden er und Chrysoula uns zum Nachtmahl ein.

16.00 Uhr, Afandou-Platz

Griechischer Kaffe und Ouzo Nr. 3. Sehr schönes Mahl in Georges Taverna an der Hauptstraße etwas außerhalb von Afandou. Wir genossen Muscheln, Käsebällchen, Dolmades, Salat, Chips, Suppe mit Fleischbällchen (halb Reis – halb Fleisch in einer weißen Sauce) und Rote-Beete-Salat mit einem Knoblauch-Kartoffelbrei-Dip. Und natürlich Retsina – superb.

 

Nach dem Essen holten wir Linda zu griechischem Kaffee und Ouzo Nr. 4 auf dem Afandou-Platz ab. Als wir wegfahren wollten, trafen wir Billis (einen alten Gärtner und alten Freund, der in einem Hotelkomplex arbeitet). Jeden Morgen um 8 Uhr geht er auf einen Cognac in eine bestimmte Taverne. Er trinkt ihn immer aus einer Espresso-Tasse, damit sein Chef nichts merkt. Im Urlaub versuchen wir immer, ihn zu treffen. Er mag das sehr. Wir sprechen kein Griechisch und er kein Englisch oder Deutsch – also versuchen wir es auf Italienisch. Und es klappt! Er war überhaupt nicht überrascht, uns zu treffen – er wusste es bereits. Das geht einem hier eben immer so. Im Restaurant trafen wir Leute, die wir kannten: “Warum haben Sie uns noch nicht besucht, Sie sind doch schon seit Freitag hier!“ Alle über alles immer sehr gut informiert!  Das griechische Equivalent zum Musikantenstadl im TV angesehen und ab ins Appartement-Bett. Herrlicher Tag!

Sonntag 08.00 Uhr

Durch Faliraki gefahren. Wunderbar - kein Lärm – alles geschlossen. Die Straße von Faliraki zum Hotel ist gesperrt, weil eine neue Abwasserleitung gelegt wird. Schnell durch den Wasser-Park gefahren. Sehr beeindruckend!

 

Wir fuhren heim und wollten gerade ein Sonnenbad nehmen, als Steve anrief und fragte, ob wir mit ihm zum Olivenpflücken gehen wollten. Das wäre ja sehr schön gewesen, aber heute ist die Hochzeit. Schön und warm, etwa 25°.

Es ist 10 Uhr und der Priester sollte kommen, um im Schlafzimmer des neuen Hauses von Paneotis alles zu segnen. Danach bringt eine von den Brautjungfern Paneotis Schuhe und Anzug zum Haus seiner Mutter.

12.30 Uhr Kalithies

Nehmen einen Drink an der Bar „grün- und cremefarben“ (Detlef wird wissen, welcher). Plötzlich kommt jemand und verkauft frisch gefangenen Fisch vom Laster. Sofort ist er von Interessenten und Katzen umringt. Er wirft die beschädigten und zu kleinen Fische in einen Eimer auf dem Boden und es macht Spaß mit anzusehen,  wie die Katzen den Fisch mit ihren Pfoten herausfischen. Nach einem netten Spaziergang durch die Stadt ist es Zeit, nach Hause zu gehen und sich vorzubereiten auf  .....

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