Mägi und Dave wollen bald nach Rhodos auswandern. Z.Z. leben sie noch in der Schweiz - Mägi ist Schweizerin, Dave ist Engländer, der aber schon viele Jahre in der Schweiz lebt. In ihrem Bericht schildert Mägi wie die Liebe zu Rhodos begann und was alles zu bedenken ist, wenn man den großen Schritt wagt.
Es war einmal.......
vor mehr als 15 Jahren, als wir - durch Zufall - das Urlaubsziel Rhodos wählten. Wir hatten schon von dieser Insel gehört, uns aber eigentlich nie dafür interessiert, da wir die Balearen eindeutig vorzogen. Nun, das Preis-/Leistungsverhältnis für das Rhodos-Angebot stimmte, sodass wir uns für den Urlaub auf Rhodos entschieden. Damals waren wir noch die typischen
Pauschaltouristen, wir sollten unsere Meinung aber schnellstens ändern.
Total unvorbereitet starteten wir also unseren Urlaub. Wir wussten nichts über die Insel, nichts über die Einwohner. Es interessierte uns auch nicht
groß, denn bis zu diesem Urlaub wählten wir jedes Jahr einen andern Ort. Nur nicht zweimal den Urlaub am selben Strand zu verbringen, war unsere Devise.
In Rhodos angekommen, wühlten wir uns durch die Menschenmenge, um den Bus zu suchen, der uns zum Hotel bringen sollte. Die Reiseleitung versuchte uns in einem kurzen Intensivkurs die Schönheiten der Insel näher zu bringen. Sie wies uns auch besonders auf eine Gefahr hin nämlich, die Inselbewohner seien nur auf das Geld, ein üppiges Trinkgeld, aus, sie seien unfreundlich, man müsste sich in Acht nehmen, usw. All diese negativen
Äußerungen hatten wir zur Kenntnis genommen.
Sobald wir im Hotel Esperides Beach angekommen waren, wollten wir noch etwas essen. Es war aber schon spät, das Restaurant geschlossen. Es wurde uns aber empfohlen, zur Taverne zu gehen. Seinerzeit war die Taverne noch so richtig griechisch. Innen war der Ausschank und zugleich die Bar. Wir setzten uns dorthin und kamen mit dem Chef-Barkeeper ins Gespräch. Toll, die Einheimischen konnten sogar Englisch! Nach einigen Biers (Ouzo war für ihn damals noch ein Fremdwort), erzählte Dave dem Barkeeper, dass die Reiseleiterin uns vor den Inselbewohnern gewarnt hätte. Nun, verständlicherweise war er schockiert und erzählte dies dem restlichen Personal mit lautem Geschrei. Am Schluss des Abends mussten wir Michalis versprechen, dass wir ihn treffen würden, damit er uns sein Heimatdorf Archipolis zeigen könne. Er wollte uns damit das Gegenteil beweisen. Dass dies der Anfang einer jahrelangen engen Freundschaft und damit der Grundstein für die
große Liebe Rhodos gelegt wurde, wussten wir damals noch nicht.
Wir trafen Michalis also bei seinem Bruder Alex im Hotel Blue Sea. Alex betreibt dort heute noch ein Schmuckgeschäft. Zuerst wurden wir fürstlich bewirtet - Dave's Einstieg in den Ouzo! Schmuck wurde uns kein einziges Stück gezeigt, nicht mal erwähnt. Dies imponierte uns, denn in Spanien und andern Ländern wurden wir teilweise fast in die Läden reinbugsiert und fast gezwungen, etwas zu kaufen. Heute glauben wir, dass Michalis diesen Treffpunkt mit Absicht gewählt hatte, um uns zu beweisen, dass sie keine Abzocker sind. Michalis hat uns dann also nach Archipolis, ein noch ursprüngliches Bauerndorf, chauffiert. Seine Frau Dimitra wartete bereits mit eisgekühltem Kaffee und frischer Melone aus dem Garten auf uns. Im Tal der sieben Quellen durften wir griechische Vorspeisen
genießen, alles offeriert von Michalis und Dimitra. Wir waren wirklich beeindruckt über die Liebenswürdigkeit und Offenheit, und dieses Erlebnis hat uns auch die Augen geöffnet für die Schönheit der Insel. Es war vielleicht nicht Liebe auf den ersten, aber sicher Liebe auf den zweiten Blick, und wir versprachen dann: "wir kommen wieder"!
Michalis und Dimitra blieben nicht die einzigen Freunde auf Rhodos, in all den Jahren sind viele enge Freundschaften geknüpft worden, die eigentlich alle aus Zufallsbekanntschaften aufgebaut wurden wie z.B. Linda und Lefteris aus Afandou oder
Panajiotis und Chrissulla, die uns auch einmal in der Schweiz besuchten.
Es kam soweit, dass Urlaub auf Rhodos für uns fast ein wenig in Stress ausartete. Wir brauchten Tage, bis wir all unseren Freunden
"Hallo" gesagt hatten. Kaum waren wir durch, ging's schon wieder ans Abschiednehmen.
Je mehr wir von den Schönheiten auf Rhodos sahen, desto mehr wuchs in Dave und mir der Wunsch, unseren Lebensabend eines Tages auf dieser Insel zu verbringen. Für uns ist Rhodos zur zweiten Heimat geworden. Wir fühlen uns nicht mehr als Touristen. Seit einigen Jahren machen wir nicht mehr Hotelurlaub, sondern wohnen bei Freunden in einer gemieteten Wohnung.
Um uns mit unseren griechischen Freunden auch in ihrer Sprache verständigen zu können, versuchten wir, die Sprache in Eigenregie zu erlernen. Wir finden, es gehört zum Respekt eines ausländischen Volkes, zu versuchen, die Sprache - und sei es nur wenig - zu sprechen. Leider kamen wir nicht über das Alltägliche heraus, denn ein Sprachstudium im Alleingang zu machen, ist nicht ganz einfach. Dazu braucht es sehr viel Disziplin und auch Zeit. Vor allem die Zeit fehlte uns. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die griechische Sprache im Lande selbst zu erlernen. Eine Lehrerin wurde uns von Freunden bereits zugewiesen.
Wo anfangen???
Mit jedem Urlaub fiel uns das Abschiednehmen von der Insel sowie von unseren Freunden schwerer. Wir beide waren nicht mehr sehr glücklich in unseren Jobs und als uns während unserem letzten Urlaub eine Wohnung angeboten wurde - eine Wohnung in Kalithies, einem Dorf, in das wir uns schon lange verliebt hatten - griffen wir zu und entschieden uns, diese zu mieten und unsere Auswanderungspläne vorzuverlegen.
Wir hatten uns vor einiger Zeit das Buch "ab ins Ausland" vom Schweizerischen Beobachter besorgt und wussten theoretisch, wie wir unsere Pläne anpacken mussten. Dass praktisch aber alles anders ist als beschrieben, merken wir tagtäglich.
Die größte Schwierigkeit war, einen Einstieg in den Ausstieg zu finden, und die erste Zeit unserer Organisation verlief eher etwas chaotisch. Wir begannen, eine Liste zu machen, mit all den administrativen Dingern, die erledigt werden musste, wie Krankenkasse, Versicherungen, Kündigen unserer Arbeitsstellen, Kündigung der Wohnung etc. Das Internet war und ist eine wertvolle Hilfe.
Was machen wir mit unserem Hab und Gut?
Da wir relative neue Möbel haben, wollen wir unser Hab und Gut mitnehmen. Das hieß, sich nach einer Transportfirma umzusehen und Offerten einzuholen. Es war gar nicht so einfach, kompetente Transportfirmen zu finden, vor allem solche, die nach Griechenland fahren oder mit Firmen in Griechenland zusammenarbeiten. Unsere Suche dauerte mehrere Wochen und wir bekamen unterschiedliche Offerten mit Preisdifferenzen von SFr. 10'000.-. Schlussendlich glauben wir in der Firma Keller in Basel, auch mit Sitz in Bern, einen kompetenten Transporteur gefunden zu haben. Der Preis von SFr. 11'000.- ist auch vertretbar. Unsere Möbel werden als Sammeltransport mit dem Lastwagen auf das Festland in Griechenland gebracht. Containertransport ist nicht möglich, da Rhodos keinen Containerhafen hat. Im Preis inbegriffen ist das teilweise Einpacken der Ware - heikle Sachen im Speziellen - ein Zügellift, das Umzugsgut wurde über den Balkon aus dem 2. Stock direkt in den Transporter gebracht, das Einlagern für 3 Monate, der Transport nach Griechenland in die Wohnung im 1. Stock (wobei das Verpackungsmaterial mitgenommen wird, schafft man es, auszupacken, solange die Mannschaft noch auslädt, was ja ein Ding der Unmöglichkeit ist....) sowie die Versicherung. Obwohl wir wochenlang ausmisteten haben wir es trotzdem geschafft, immerhin 200 Kartons, Pakete etc. zusammenzubringen.
Von der Transportfirma wurde uns eine Liste der Anforderungen für den griechischen Zoll gegeben. Dave ist EU-Mitglied, und wir nahmen an, dass die Einfuhr unserer Möbel kein Problem sein wird. Wir brauchen also eine Bestätigung der griechischen Botschaft (vorübergehende Aufenthaltsbewilligung), dass Dave mehr als 2 Jahre in der Schweiz gewohnt hat.
Und damit fingen die Probleme an. Irgendwann im Juni begann Dave, mit der griechischen Botschaft Kontakt aufzunehmen. Die verwies ihn an die Konsulin, d.h. er bekam eine Telefonnummer. Er rief an, niemand antwortete. Die Botschaft war überhaupt nicht kooperativ, sagte, dass sie nichts machen könnten, und er einfach wieder versuchen solle. Einmal, nach ca. 4 Wochen tagtäglichem Anrufen hatte er Glück - es war die Putzfrau, die weder Englisch noch Deutsch noch irgend etwas verstand. Wir beklagten uns dann bei der Transportfirma und die sagte uns, dass sie sich direkt in Athen erkundigen würden, wie wir zu unserem Papier kommen. Heute müssen wir sagen, zum Glück hatten wir kein Erfolg, denn die Anforderungen an Papieren unsererseits haben total geändert, und wir waren total geschockt, dass das Prozedere so schwierig wurde, obwohl Dave EU-Bürger ist. Ich versuche, aufzulisten, was es alles braucht. Dies aber ohne Gewähr, denn es wurde uns gesagt, im Januar nochmals anzurufen, es könnte bis dann alles wieder geändert haben:
Damit wir vom griechischen Konsulat in Bern die vorübergehende Aufenthaltsbewilligung erhalten, müssen wir folgende Papiere vorweisen:
Kopie des Passes von Dave (muss älter als 2 Jahre alt sein)
Kopie des Wohnungsmietvertrages hier in Bern (ebenfalls älter als 2 Jahre)
Beweis, dass wir die letzten 2 Jahre hier Steuern bezahlt haben
Inventarliste unserer Möbel
Niederlassungsbewilligung von hier, älter als 2 Jahre
Mit diesen Angaben wagte Dave dann wieder einen Vorstoß bei der Konsulin und siehe, diesmal hatte er Glück. Nur, sie hatte keine Ahnung, was Dave von ihr wollte. Also, waren wir wieder am Anfang. Dave rief dann in Athen an, mit der Bitte um ein Mail in Griechisch mit all den Anforderungen. Dies wurde uns dann geschickt und endlich, anfangs November bekamen wir einen Termin bei ihr. Wir sind insofern einen Schritt weiter, als dass wir die Unterlagen deponieren konnten, obwohl sie immer noch nicht recht
weiß, was damit anfangen. Wir müssen uns nun anfangs Januar wieder melden, bekämen dann einen Termin, um das nötige Papier abzuholen. Wir hoffen, dass die Konsulin sich bis dann bemüht hat zu erfahren, was sie zu tun hat.
Damit wir dann irgendwann im Februar 2003 die Möbel auslösen können, müssen noch folgende Forderungen erfüllt sein:
Dave wird von der griechischen Transportfirma aufgefordert, persönlich an den Zoll nach Piräus zu kommen.
Dort wird er dann den griechischen Mietvertrag für unsere Wohnung in Kalithies vorweisen müssen sowie die Aufenthaltsbewilligung mit der Taxnummer. Diese würde er
innerhalb eines Tages in Rhodos erhalten. Die Behörde hätte größtes Interesse, neue Steuerzahler zu bekommen....wurde uns gesagt.
Krankenkasse
Leider können wir nicht mehr in unserer Krankenkasse versichert bleiben, da diese keine Auslandversicherungen
abschließt. Also, wieder ins Internet! Wir wissen nicht, wie viele Offerten wir bei weltweiten Krankenversicherungen eingeholt haben, aber es gab Angebote, die waren einfach nicht zahlbar. Durch Zufall
stießen wir dann auf eine Webpage von Soliswiss, die auch ein Angebot einer schweizerischen Krankenkasse - der KPT - im Angebot hat. Man muss Mitglied von Soliswiss werden, hat aber auch viele Vorteile. Als Mitglied bezieht man einen Anteilschein von je SFr. 25.-, was ja nicht zu Buche schlägt. Diese Krankenversicherung ist für Personen, die vor dem Rentenalter ins Ausland ziehen, also zugeschnitten für uns. Die Beiträge sind nicht höher als wir zur Zeit bezahlen, der Versicherungsschutz aber viel besser. Wir haben uns nun beworben und hoffen natürlich, dass wir aufgenommen werden. Sonst geht die Sucherei wieder los.
Pensionskassengeld
Zieht man von der Schweiz ins Ausland, darf man das Pensionskassengeld, das sich während der beruflichen Tätigkeit angesammelt hat, "mitnehmen", d.h. anstatt einer Rente, wird der ganze Betrag ausbezahlt. Es empfiehlt sich aber, den Betrag auf ein Freizügigkeitskonto überweisen zu lassen und erst vom Ausland aus anzufordern. Auf diese Weise spart man erheblich an Steuern. Wir haben uns diesbezüglich von einem Anwalt beraten lassen. Im Sinne der Liberalisierung zwischen der Schweiz und den EU-Staaten wird sich dies in den nächsten Jahren aber ändern. Wir können auch erst ein Konto auf einer griechischen Bank eröffnen, wenn wir die Aufenthaltsbewilligung vorweisen können. Für uns ist dies nicht ein sehr
großes Problem, da wir noch ein Konto bei der Barclays Bank haben, die in Rhodos eine Filiale hat. Unser nächstes Ziel ist es, das Geld möglichst gewinnbringend anzulegen, was im Moment etwas schwierig sein wird.
Staatliche Rente
Wir beabsichtigten, für die AHV (staatliche Rente) in Zukunft den minimalen Jahresbeitrag zu leisten, damit im Rentenalter die Rente nicht gekürzt wird. Leider ist dies nach Auskunft der AHV in Genf seit dem Jahre 2001 nicht mehr möglich, was
heißt, dass wir eine Kürzung von einigen Prozenten hinnehmen müssen, wenn wir ins Rentenalter kommen. Ich werde mir meine Rente 2 Jahre früher auszahlen lassen, was eine Rentenminderung von ca. 6.5 %
heißen wird. Aber damit werde ich leben können.
Der Countdown läuft
Unser Hab und Gut ist seit dem 28. Oktober eingelagert, wir haben es uns in einem 1 ½ Zimmer Appartement gemütlich gemacht. Am 1. Dezember fliegen wir nach Sydney, um unseren Sohn und seine Familie zu besuchen. Den Januar verbringen wir noch in Bern. Am 31. Januar geht's Richtung London, um uns von unseren Verwandten zu verabschieden. Den Flug haben wir bereits vor einigen Monaten bei Easy Jet gebucht zum Preise von Fr. 54.-. Easy Jet fliegt von London nach Athen für nicht einmal SFr. 100.-. Der teuerste Flug wird Olympic Airways sein, von Athen nach Rhodos. Wir haben erst kürzlich erfahren, dass wir besser erst in Athen gebucht hätten, wir wären wesentlich günstiger gekommen und Platz hätte es immer.
Wir haben erst kürzlich erfahren, dass unsere Wohnung bei unserer Ankunft noch nicht bezugsbereit sein wird, da die Küche erst in der 1. Woche Februar eingebaut werden könne. Auch die verschiedenen "Maschinen" wie Herd, Kühlschrank, Waschmaschine etc. müssten wir persönlich aussuchen. Die Lieferfrist sei überhaupt kein Problem. Alles würde in wenigen Tagen geliefert. Nun, wir haben wohlweislich ein Studio bei unseren Freunden auf unbestimmte Zeit reserviert, da wir fast sicher waren, dass es nicht klappen wird. Und wir müssen ja auch auf die Lieferung unserer Möbel warten.
Wir werden uns gerne im nächsten Jahr wieder melden, wenn wir uns in Kalithies eingelebt haben, unser PC installiert ist und all die Behördengänge vorüber sind.
Bis dann
Mägi und Dave
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